Die Bürokratie-Krake verwaltet uns zu Tode
Jeder Handwerker, jede Firma kann schon lange ein Lied von der Bürokratie-Krake singen, die uns
nicht mehr langsam, sondern mit stetig zunehmendem Tempo zu Tode verwaltet. Inzwischen sind die
Auswirkungen aber auch schon beim Normalbürger angekommen.
Die Tageszeitung berichtet über einen Menschen, der seit Monaten auf die Ausstellung eines
Behindertenausweises wartet. Obwohl nach einer schweren Krebsoperation im vergangenen Dezember
alle nötigen Anträge und Bescheinigungen zusammen mit einer Sozialarbeiterin ausgefüllt und dann
direkt in den Briefkasten der Kreisverwaltung eingeworfen wurden, tat sich nichts. Telefonische
Kontaktversuche während der angegebenen Sprechzeiten liefen in den vergangenen Monaten ins
Leere.
Ende August sollte eine Mail an den zuständigen Koordinationsbereich des Kreises eine Antwort auf
die Frage bringen, woran die Weiterbearbeitung scheitere. Vier Wochen später kam die
Rückmeldung: Die Akte liegen beim ärztlichen Dienst zur Entscheidung. Damit sei Ende Oktober zu
rechnen. Die Betroffenen wissen aus ihrem Bekanntenkreis weitere Fälle, wo monatelang auf
Behindertenausweise gewartet wird. Nach Auskunft der Behörde liege die durchschnittliche
Bearbeitungszeit bei 6,78 Monaten, nachdem es im Vorjahr noch „nur“ 4,43 Monate waren.
Ein anderer Fall: Am 12. Oktober des Vorjahres berichtete der WDR in der Sendung Monitor über
den bayerischen Ort Hebertshausen, in dem sich die rund 6000 Einwohner in absolut vorbildlicher
Weise um Geflüchtete kümmern. Den Bericht nahm ein Bürger am 13. Oktober zum Anlass, dem
Bundespräsidenten eine Würdigung am besten des ganzen Ortes, ersatzweise des Bürgermeisters
vorzuschlagen.
„Schon“ vier Wochen später bescheinigte das Bundespräsidialamt den Eingang des Vorschlags mit
dem Hinweis, dazu müsse die Bayerische Staatskanzlei gehört werden. Von dort kam die
Eingangsbestätigung am 12. November. Dann war Funkstille.
Eine Erinnerung des Bürgers vom 21. Augustadressiert an Berlin und München wurde am 10.09. nur
vom Bundespräsidialamt beantwortet: „Eine Ordensauszeichnung erfordert eine sehr eingehende und
sorgfältige Prüfung.“ Bis zur abschließenden Beurteilung vergehe daher ein „längerer, nicht
eingrenzbarer Zeitraum“
Dem ist nicht grundsätzlich zu widersprechen. Aber denkbar ist in diesem Fall auch ein anderer
Grund für die lange Dauer: Der Bürgermeister von Hebertshausen ist Mitglied der CSU. Und deren
Vorsitzender ist Markus Söder – der bislang nicht unbedingt mit positiven Einstellungen
Geflüchteten gegenüber aufgefallen ist, sondern von Abweisung und Rückführung spricht. Zitat: „Die
Migration wächst uns über den Kopf.“
Kann sein, dass auch hier die Bürokratie-Krake für die Bearbeitung so lange braucht. Aber es ist
ein Parteikollege, der geehrt werden soll für seinen Flüchtlingseinsatz.
Honi soit qui mal y pense. – Ist wirklich ein Schuft, wer Böses dabei denkt?