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Wolfgang Kubicki und Frau kostenlos in der Karibik Bisher war Bundestagsvizepräsident Kubicki neben seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender der FDP (bis vor gut zwei Jahrzehnten F.D.P. mit Pünktchen) eher als Lobbyist der Glücksspielbranche bekannt, der ganz nebenher auch durch Reklame für Sylt und Porsche auffiel – und als „wilde Sau“ (Zitat Kubicki) auf seiner 300-PS-Motoryacht Liberty. Und ansonsten kaum keine Gelegenheit auslässt, neben dem Abgeordneten-Amt und dem Parteidienst in seinem Nebenberuf als Strafverteidiger vor allem in Steuersachen ein Zubrot zu sammeln zu den läppischen Diäten als Mitglied des Bundestags, um nebenher an die richtig großen Geldtöpfe zu gelangen. Allein im Zusammenhang mit der Insolvenz der Mobilcom AG flossen 900.000 Euro auf ein Liechtensteiner Konto Kubickis. Nun beherrscht er die Schlagzeilen einiger Medien durch eine Interview-Reise in die Karibik, wo er mit seiner Frau Annette eine Woche auf dem Luxusliner MS Europa 2 zwischen Martinique und Miami verbrachte. Eingeladen war er für eine Bord-Talkshow von Sabine Christiansen, die vor 25 Jahren mit ihren politischen ARD-Talksshows begann und in 447 Sendungen (die 10 Millionen pro Jahr kosteten) als Grande Dame (für manche auch Laber-Oma) die Sonntagabende beherrschte. Der Publizist Walter van Rossum warf Christiansen „unschlagbare journalistische Unbedarftheit“ vor, die „mit stets gleichen Figuren, die bloß unterschiedliche Namen tragen“ ein „orgelumtostes Hochamt für den Gott des Wachstums“ feiert. Vom Vorsitzenden seiner Partei, die früher als liberal galt und heute eher als Lobbyverein der Besserverdienenden fungiert, wird bisher keine Kritik an seinem Stellvertreter gemeldet. Wäre auch seltsam, dafür haben Lindner und Kubicki (mit Sylt und Porsche) zu wichtige gemeinsame Interessen. In der hiesigen Tageszeitung sucht man eine Information über den Kubicki-Ausflug vergebens. Welche Verflechtungen da eine Rolle gespielt haben, steht dahin. Dass ausgerechnet die CSU ihren Generalsekretär Martin Huber als Wadenbeißer vom Dienst von der Leine lässt, um gegen das ungeliebte Nordlicht zu polemisieren, erstaunt vor dem Hintergrund, welche Erfahrungen gerade diese Partei bei eigenen „Honoratioren“ im Zusammenhang mit Nebenerwerben gemacht hat. Während ein einfacher Dorfsheriff nicht einmal eine gute Flasche Wein (allenfalls bis 10 Euro Wert) für seine ganzjährige Sicherung des Ortes zu Weihnachten annehmen darf, empfindet der Luxus-Politiker den Gegenwert der einwöchigen Karibik-Reise von rund 10.000 Euro für ein zweistündiges Interview durch die kombinierte Journalistin-Unternehmerin als normale Entlohnung. Wie ein leider inzwischen verstorbener Kollege, eine wahre Edelfeder, einmal so treffend formulierte: Gleichzeitig Journalist und Unternehmer sein, das ist so, als würde der Erzbischof von München und Freising nebenher den Puff von Rosenheim betreiben.
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