Warum angestellte Manager den Laden oft ruinieren
Die Beispiele sind Legion und lassen sich in der Kürze des Platzes hier unmöglich aufzählen. Da
kann man nur exemplarisch einen Fall und das grundsätzliche Problem beschreiben. Dabei ist das
Phänomen absolut nicht neu. Schon immer war es so, dass fremde Führungskräfte durch Tod
oder aus anderen Gründen ausgeschiedene persönlich haftende Gesellschafter als Manager ihren
Vorgängern, die den Job von der Pike auf gelernt hatten und durch deren Adern das Blut der
Branche floss, nicht das Wasser reichen konnten – das oft aber auch gar nicht wollten.
Während die (Teil-)Eigentümer an der Spitze einer Firma das Bewahren des Ererbten im Sinn
haben und dabei meist an die Fortführung durch die nächste Generation denken, sehen viele
angeheuerte Manager (oft Betriebswirte, Juristen oder andere branchenfremde Theoretiker)
ihren Vertrag und dessen Laufzeit – sprich: die dafür anfallende Bezahlung - als wichtigstes
Kriterium für ihren Einsatz an. In dem Punkt ähneln sie denjenigen Politikern, die lediglich von
einer Wahl bis zur nächsten denken – also in Legislaturperioden. Natürlich gibt es Ausnahmen,
aber leider zu wenige.
Besonders deutlich wird das Versagen von angestellten Managern, wenn zum Beispiel eine bis
dahin grundsolide von Eigentümern geführte Firma von einer anderen übernommen wird, an deren
Spitze Manager sitzen, die im Grunde keine Verbindung zu dem neuen Unternehmen und zu
dessen Produkten haben, sondern das Objekt der Begierde nur als Kapitalanlage sehen und als
Rendite-Objekt. Da ergibt es sich dann oft, dass die Produkte nicht mehr mit der vorher von
Kunden gewohnten Qualität gepflegt und die Geschäftsfelder auch nicht weiterentwickelt
werden. Manchmal sind die Neuen, die das Sagen haben, vielleicht hochqualifizierte Kaufleute,
haben aber eben schlicht keine Ahnung von der Branche.
Auch in dem Punkt drängt sich der Vergleich mit Politikern auf: Da wechseln Typen von einem
Ministersessel auf einen anderen, ohne dass auch nur die geringste Fachkenntnis für das neue
Ressort sie in ihrem ahnungslosen Tatendrang bremsen würde. Und dennoch setzen sie sich auf
jeden (einträglichen) Stuhl, sind so etwas wie die sprichwörtliche „eierlegende Wollmilchsau“ –
das Tier, das alles kann, für alles zu gebrauchen sein soll, das es aber nicht gibt. Auch wenn
der Vergleich ein wenig hinkt: Das ist so sinnvoll wie die Verkäuferin im Supermarkt, die heute
an der Fleischtheke steht und morgen in der Elektronik-Abteilung beraten soll.
Der größte deutsche Hersteller einer bestimmten Spezialität des Getränkemarktes wurde nach
weit mehr als einem Jahrhundert als Familienunternehmen von einem „Großen“ übernommen. Der
neue Besitzer wurde selbst wiederum von einer noch größeren Firma übernommen, nämlich dem
Weltmarktführer. Danach ging es steil bergab, bis die Belegschaft nur noch 200 Mitarbeiter
hatte. Jetzt will man weiter reduzieren und die Hälfte der Noch-Belegschaft über die Wupper
(in dem Fall eher: Niers) springen lassen. Das stellt nicht nur die Betroffenen vor gewaltige
Probleme, sondern den gesamten mit dem ehemals so soliden Arbeitgeber kontinuierlich
gewachsenen Ort.