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Von den Geldwechslern zu den Jongleuren mit Milliarden Geschäfte mit Geld gehören zu den ältesten Gewerben der Welt – neben den Tätigkeiten in der Horizontalen und an Altären. Vorläufer der Banken und Sparkassen sind schon in der Bibel genannt, als Jesus nämlich laut dem Evangelisten Markus die Geldwechsler mit einer Geißel aus dem Tempel vertrieben habe mit den Worten: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht (Mk 11,17). Das Wort Räuber in Zusammenhang mit Geldgeschäften hat an Aktualität nicht verloren. Inzwischen scheinen die Freunde der Gesellschaft zur Pflege des monetären Verbrechens die Pfründe aufgeteilt zu haben – ähnlich wie Zuhälter und Zeitungsverleger ihre Gebiete. Zu unterscheiden sind neben den Großbanken öffentlich-rechtliche Kreditinstitute und Genossenschaftsbanken. Während 1995 noch 3.795 Banken in knapp 72.000 Filialen ihre Kunden bedienten, wurden 2016 von 1.888 Geldinstituten nur noch 32.000 Zweigstellen gelistet – und 2021 von 1.519 Banken noch ganze 21.712 Filialen. Die rund 380 Sparkassen seien anders als Banken, behaupten sie jedenfalls vollmundig von sich selbst, weil deren Geschäft ausschließlich auf Profit ausgerichtet sei. Was allerdings nicht erklärt, weshalb auch die Sparkassen das Geld ganz gerne mit vollen Händen ausgeben. So gehört der Vorstand der Kreissparkasse Köln – wie weitere 540 Banker – zu den Einkommensmillionären. Gleichzeitig wird der Service in vielen Banken und Sparkassen immer schlechter, werden immer mehr Arbeiten den Kunden zugeschustert. Sie werden zu Selbst-Bankern erzogen. Aus- und Einzahlungen haben sie ebenso an Automaten zu verrichten wie Kontoauszüge zu drucken. Überweisungen sollten sie tunlichst vom heimischen PC auf dem Weg des Homebankings organisieren – und selbst dabei werden (zumindest manche) Häuser in Sachen Geld immer sparsamer: War es früher üblich, dass die Bank von ihrem Rechenzentrum einen speziellen Browser zum Download anbot, der von den Spezialisten immer wieder aktualisiert und gegen mögliche Eindringliche abgesichert wurde, muss der Kunde sich jetzt selbst bemühen und einen Browser seiner Wahl eigenhändig konfigurieren. Der Sprecher einer Bank gibt zu, dass das der günstigste Weg ist – aus betriebswirtschaftlicher Sicht und mit den Augen der Bank gesehen. Volkswirtschaftlich ist es natürlich Blödsinn, wenn jeder Kunde selbst basteln muss – und unsicherer ist es zudem. Aber mit der Sicherheit haben sie es ohnehin nicht so: Statt selbst zu handeln oder die Polizei zum Handeln zu drängen, wenn Kunden mit Pishing-Mails - also Betrugsversuchen - bombardiert werden, teilen sie kurz und bündig mit, man solle sich an die Polizei wenden. Die viel zu langsam ist. Während die früheren Kassenhäuschen längst verschwunden sind und die Tresen für die Kunden immer weniger werden, nimmt zunehmend mehr Platz ein, was früher nebenherlief, jetzt aber noch lukrativer scheint: Manche Filialen sehen eher aus wie Zweigstellen von Immobilien- oder Versicherungsbüros. Wie sagte Bertolt Brecht so treffend: Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten – wahre Profis gründen eine Bank.
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