Von Elektronik-Gelump und Sollbruchstellen bei Autos
Verschwörungstheorien halte ich für Schwachsinn. Eigentlich. Aber es gibt Fälle, da kann auch jemand
ins Grübeln kommen, der sonst nicht empfänglich ist für Humbug wie Chips, die den Menschen angeblich
eingeimpft würden, oder wie die Übernahme der Weltherrschaft durch irgendwelche Schurken – wenn
man die gefährliche Vermehrung von Beratern jedweder Couleur, von Juristen und sonstigen
überflüssigen Mitessern außer Acht lässt.
Zum großen Nachdenken führen allerdings Erlebnisse mit einer Automarke. Der Name der Firma sei
verschwiegen, weil erstens sicher nicht nur diese betrügerisch Elektronik nutzt – wie die Abgasaffäre
gezeigt hat. Und weil zweitens ganze Heere von Anwälten bereitständen, mich mundtot zu klagen.
Alles begann mit dem vierten Fahrzeug eines bestimmten Modells, das ich im Laufe einiger Jahre
(gebraucht, wie alle anderen auch) anschaffte. Gemeinsam waren Marke, Modell sowie Motorisierung mit
einem 3-Liter-Diesel und Automatikgetriebe. Die ersten drei Autos schafften jeweils zwischen 400.000
und 600.000 Kilometern ohne größere Probleme, verfügten allerdings auch nicht über besonders
hervorzuhebende Ausstattungen. Mit nur leichter Übertreibung könnte man sagen, dass diese Fahrzeuge
von fast jeder Dorfschmiede mit Hammer und Meißel repariert werden konnten.
Das ist beim aktuellen Modell anders, das reichlich elektronische Helferlein und Automatiken bietet: für
Klima, Scheibenwischer und Licht, für Tempo, Abstand, motorbetriebene Heckklappe und elektrisch
verstellbare und heizbare Sitze – allerdings nicht mit Massagefunktion. Schließlich bin ich kein
Intendant.
Die Garantie wurde zweimal um ein Jahr verlängert. Just einen Monat nach Ablauf der letzten Spanne
gab der Motor den Geist auf. Bei der Frage nach einer kulanten Regelung verzog der Kundendienstleiter
der Werksniederlassung nur angewidert das Gesicht. Der Typ war mir schon vorher aufgefallen, als er
mir für 270 Euro ein neues Anschlussteil andrehen wollte, weil die pompöse Radio-Navi-Telefon-
Service-Einheit sich nicht mehr automatisch mit meinem neuen Handy verband. Ein paar Klicks im
Internet – und es funktionierte ohne neues Teil. Allerdings nicht lange. Dann fiel das Monsterding
komplett aus und sollte ausgetauscht werden. Für knapp 2000 Euro. Plus Einbau und MwSt. Eine
Werkstatt reparierte für 480 Euro – mit einem Jahr Garantie. Nach einem Jahr und einem Monat (sic!!!)
war das Gerät wieder platt. Auch wenn das im gerichtsverwertbaren Sinne nicht als Beweis für eine
absichtlich eingebaute „Sollbruchstelle“ anerkannt würde – der Eindruck drängt sich auf.
Vor einem Jahr eine Rückrufaktion. Das Auto werde zur kostenlosen Prüfung des Bremskraftverstärkers
abgeholt. Später der Anruf, der Verstärker sei völlig in Ordnung, auf der Fahrt aber eine Bremsleitung
geplatzt. Dafür mussten bei der Abholung 700 Euro über die Theke geschoben werden. Reklamation beim
Vorstandsvorsitzenden des Automobilherstellers. Die 700 Euro wurden zurücküberwiesen.
Jetzt eine erneute Rückrufaktion: Der Bremskraftverstärker müsse (kostenlos) überprüft werden.
Ohne mich! Der Hersteller hat den letzten Rest Vertrauen verloren - bei mir absolut ausgeschissen.