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Sag mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist Schon früher waren mir einige Typen, mit denen sich Harald Schmidt umgab, mehr als suspekt. Ganz vorne auf meiner persönlichen Liste: Oliver Pocher als sein zeitweiser Sidekick. Dessen Namensnennung in einer Vorschau ist bei mir ein sicherer Grund, die Sendung nicht anzuschauen. Ihn eint mit Harald Schmidt die Vorliebe, derbe – gerne auch primitive - Späße auf Kosten anderer zu machen. Wobei Späße nicht richtig trifft. So kann man zum Beispiel die widerliche Behandlung der Tagesschausprecherin Susan Stahnke oder die von Bettina Böttinger nicht abtun, die zu deren Outing führte. Bisher ließ sich Schmidts Treiben im weitesten Sinne vor dem Hintergrund, viel Geld zu verdienen, erklären. In die Rubrik gehören auch seine Werbeauftritte. Durch die in seiner eigenen Firma produzierten Spots verdiente er gleich doppelt an Firmen wie Hexal, KarstattQuelle und Deutsche Bahn. Jetzt hat der bisher eher als politisch harmloser Zeitgenosse eingeschätzte Profi in Sachen seichter Unterhaltung eine andere Ausrichtung bekommen. Verschiedene Medien haben Fotos verbreitet, auf denen Harald Schmidt neben Figuren des politisch rechten Randes abgebildet ist. Sie entstanden beim Sommerfest der Schweizer Wochenzeitung „Die Weltwoche“ in Zürich. Eigentümer der Zeitung ist der Schweizer Verleger und ausgewiesene Trump-Anhänger Roger Köppel, der zugleich für die Schweizer Volkspartei im Parlament sitzt – und vorher bei den auch nicht gerade als linke Kampfblätter bekannten Zeitungen „Die Welt“ und „Neue Zürcher Zeitung“ obskure Grundlagen seiner rechten Weltsicht verbreiten durfte. Bei einer solchen Versammlung rechten Gedankenguts durfte Oberschlapphut und Ex- Verfassungschef Hans-Georg Maaßen natürlich nicht fehlen. Ebenso wenig wie der Journalist frühere Spiegel-Redakteur Matthias Matussek. Der postete ein Foto auf Facebook mit dem Hinweis, es sei zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes in Russland entstanden und sie hätten folglich ein Alibi. Sowohl Maaßen als auch Matussek sind mehrmals durch verschwörungsgläubige Aussagen aufgefallen. Maaßen zum Beispiel behauptet, als Kind Impfschäden davongetragen zu haben – was manche sich durchaus vorstellen können, aber anders, als er es selbst denkt. Zu dem Trio äußerte sich der Rechtsschreiber Roland Tichy wohlwollend. Dessen größtes Verdienst besteht darin, als Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung Friedrich Merz davon abgehalten zu haben, einen Preis anzunehmen. Mit Tichy – so Merz – wolle er nicht auf einer Bühne auftreten. Harald Schmidt war bisher trotz seines Spitznamens „Dirty Harry“ nicht als besonders rechts aufgefallen. Auch auf Bildern der rechtslastigen Veranstaltung zu sehen: der frühere Fox- Journalist Tucker Carlson, der sich vom liberalen zum rechtsextremen Kommentator wandelte, sowie Alice Weidel, die „bio“-deutsche AfD-Chefin mit einem Schweizer Zweitwohnsitz. Schon vor mehr als 200 Jahren formulierte Altmeister Johann Wolfgang von Goethe in Wilhelm Meisters Wanderjahre so, als hätte er damit das Schweizer Treffen gemeint: Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist.
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