Niemand hat die Absicht, die AfD zu hofieren
Man wird kaum jemandem erklären müssen, dass mit dem ersten Teil des Satzes im Original der
damalige Staats- und Parteichef der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Walter Ulbricht am
15. Juni 1961 getönt hat: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.“ Keine zwei Monate
später, am 13. August, war die Mauer im Bau und er als Lügner entlarvt.
In seinen Kommentaren zur Wahl in Österreich hatte sich Friedrich Merz noch festgelegt: Man
dürfe Rechtspopulisten nicht den Weg zur Macht ebnen. Er werde jedenfalls nicht zulassen, dass in
der CDU die Brandmauer zur AfD falle. An diese Aussagen knüpfte er sogar sein Schicksal als
Parteivorsitzender. Nicht einmal zwei Monate später kündigt er Vorhaben an, die auch von der AfD
so gefordert werden – und schockiert Freund und Feind mit der Ankündigung: „Mir ist es völlig
gleichgültig, wer diesen Weg politisch mitgeht. Ich sage nur: Ich gehe keinen anderen.“
Nun ist dem Sauerländer Kanzlerkandidaten in einem Punkt nur schwerlich zu widersprechen: Der
Umstand, dass einem guten Vorschlag von der „falschen“ Partei zugestimmt wird, macht ihn nicht
automatisch zu einem schlechten. Es fragt sich allerdings, was an dem Vorschlag des
„Christ“demokraten gut sein soll, zum Beispiel die deutschen Grenzen entgegen EU-Gesetz und
Menschenrecht für Flüchtlinge rigoros zu schließen.
Jetzt ist Karre total verfahren. Man hätte die AfD als das vor Gericht bringen müssen, was sie ist:
keine „normale“ Partei, sondern eine Gruppe politischer Umstürzler mit dem Ziel, die Bundesrepublik
abzuschaffen, wie sie die Väter unseres Grundgesetzes und die Politiker seither zum Wohle unseres
Volkes vor Augen und als Grundlage ihrer Arbeit hatten.
Das hat nichts mit dem Verbot einer Gesinnung zu tun, die lediglich am rechten Rand des
Parteienspektrums zu verorten wäre. Dagegen dürfte man nichts haben, und das wäre auch keine
deutsche Eigenart, sondern ist weltweit zu beobachten.
Aber die AfD zielt weit darüber hinaus und will unser Land grundsätzlich ändern:
•
eine Abschottung gegenüber allem Fremden;
•
den Trump-Spruch „Deutschland first“ übernehmen, den der ausgewiesene Faschist Höcke
ohnehin nicht so, sondern sogar mit einem Satz propagiert hat, den er von den Nazis übernommen
hatte;
•
eine radikale Abkehr von allen freiheitlichen Gedanken, den die verhasste und als „links-grün-
versifft“ diffamierte Regierung umgesetzt hat;
•
den Wiedereinstieg in die Atomindustrie.
Wer einer solchen Partei nicht mit einem knallharten Gerichtsverfahren, sondern Sprüchen begegnet,
die sich schon kurze Zeit später als Lügen erweisen, der hat vielleicht Ahnung vom großen Geld -
zeigt aber in erschreckender Weise neunzig Jahre zurück in die dunkelste Zeit der deutschen
Geschichte.