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Die Niederlande mit Riesenschritten in die Vergangenheit Unser westlicher Nachbar galt einmal als ein liberales Vorzeigeland. Das hat sich bei der Wahl total geändert. Mit dem über furchtbaren Ergebnis des Rechtspopulisten Geert Wilders, den selbst ein von seinen Anhängern nicht erwarteter Erfolg als stärkste Partei bei den Parlamentswahlen bescherte, besteht die Gefahr, dass er mit seinem Land – wie von ihm angekündigt – den Engländern nacheifern und die Europäische Union verlassen will. Dabei hat er sich mit seinen menschenverachtenden Forderungen schon längst aus der Wertegemeinschaft Europas katapultiert. Jedenfalls aus der, die bisher galt: Er will die Grenzen schließen und das Asyl abschaffen, Um das Wahlergebnis zu vergleichen mit den Verhältnissen in Deutschland, ist die nicht anders als gruselig zu nennende Vorstellung nötig, der Rechtsextremist Björn Höcke würde zuerst zum Vorsitzenden der AfD gewählt und die Faschisten könnten danach zur stärksten Partei im Bundestag aufsteigen. In seiner Rhetorik erinnert Wilders stark an den in Rheydt geborenen Joseph Goebbels, der als Propagandaminister der Nazis vor 80 Jahren in seiner Sportpalastrede mit der Frage „Wollte ihr den totalen Krieg?“ den Saal mobilisierte, während der aus Venlo und damit unweit vom Goebbels- Geburtsort auf der anderen Seite der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden stammende Wilders seinen Fremdenhass und seine Menschenverachtung ausdrückte mit „Wollt ihr in dieser Stadt und in den Niederlanden mehr oder weniger Marokkaner?“ Eine weitere Übereinstimmung besteht in ihren Feindbildern, die möglicherweise mit ihrer Erziehung zu tun hat. Während der Juden-Hasser Goebbels Schüler des katholischen Augustiner- Seminars in Kerkrade (Niederlande) war, besuchte Wilders die Mittelschule des ebenfalls römisch- katholischen St. Thomas College in seiner niederländischen Heimatstadt Venlo. Wilders stellt den Islam als Ideologie einer zurückgebliebenen Kultur dar und beschimpft mehr als 400.000 Marokkaner im Land, die als Gastarbeiter einst sehr willkommen waren, als Abschaum. Wenn es in der grundsätzlich überaus üblen Situation so etwas wie einen halbwegs tröstenden Gedanken gibt, dann ist es der, dass – ähnlich wie in Deutschland – niemand mit den Rechtsaußen eine Koalition eingehen will. Jedenfalls war das der erklärte Wille aller Parteien vor der Wahl. Allerdings zeigen Beispiele aus diesem unserem Land, dass die vollmundigen Ankündigungen eine Sache sind, aber die Realität in dem Augenblick zu einer anderen wird, wo die Gier nach Macht und Pöstchen jede Vernunft überwiegt. Gleichwohl dürfen nicht nur die bisherigen Erfolge der AfD und das aktuelle Ergebnis der Wilders- PVV beobachtet werden – es ist in ganz Europa ein mehr als bedenklicher Ruck nach Rechtsaußen festzustellen. Zu den ersten Gratulanten des Wahlsiegers zählten solche Gesinnungsgenossen aus der braunen Ecke wie die AfD-Frontfrau Alice Weidel, der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und die französische Rechtsnationalistin Marine Le Pen.
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