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Letzter Akt in einem unglaublich schlechten Schauspiel An meiner Kenntnis von Fußball hat sich seit der Schulzeit kaum etwas geändert. Um meine Unfähigkeit und die damit im Zusammenhang bestehende Ahnungslosigkeit von Spielfluss und Taktik zu verdeutlichen, reicht diese kleine Geschichte: Wenn im Sport-Unterricht Fußball angesagt war, dann mussten aus unserer Klasse zwei Mannschaften gebildet werden. Zum Glück waren wir 22 Jungs. Die beiden besten Spieler – Günter und Wilfried trainierten ihr Können regelmäßig in einem Verein – durften aus dem Spielerreservoir abwechselnd einen Mitspieler wählen. Um meinen Stellenwert richtig einzuordnen, reicht die Kenntnis, dass derjenige mit dem ersten Zugriff als – vornehm ausgedrückt – Äquivalent mich nehmen musste. Platter, aber sehr viel deutlicher: Ich stand dafür, den Zugriff auf den besseren ersten Zugriff negativ auszugleichen, war also das, was man im Golf ein Handicap nennt – ein Faktor zur Nivellierung unterschiedlicher Leistungsstärken. Dementsprechend konnte ich nie mitreden, wenn früher Kollegen in der Kantine sich Quizfragen zuwarfen und Georg beispielsweise absolut sicher referieren konnte, in der wievielten Minute eines bestimmten Bundesligaspiels wer den Ausgleich oder das Siegtor geschossen hatte – obwohl er von Hause aus kein Sportredakteur war, sondern in der Wirtschaft saß. Fußball interessierte mich mit zunehmendem Alter immer weniger, auch wenn ich bequem mit dem Fahrrad zum Bökelberg hätte fahren können – oder nach dem Umzug zum Nordpark. Die wenigen Fußballernamen, die sich mir eingeprägt haben, stammen aus den 70er-Jahren, als sich der Nachbarverein Borussia und der FC aus München als Deutsche Meister abwechselten: Jupp Heynckes, Günter Netzer, Berti Vogts und Hennes Weisweiler sind mir von der einen Seite in Erinnerung, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Gerd Müller und Udo Lattek auf der anderen. Zu meiner Abscheu haben wohl in der Hauptsache die Entwicklungen der Vereine zu zunehmend ausgeprägteren Wirtschaftsunternehmen geführt. In Verbindung mit immer wahnwitzigeren Summen, die für Söldner-Spieler ohne Bezug zum Verein gezahlt werden, interessierte mich Fußball zunehmend weniger. Dazu haben sicher auch persönliche Verfehlungen eine Rolle gespielt. Wie zum Beispiel der Spieler, der ohne Führerschein sein Auto fuhr und die Polizei dann auch noch mit einer schlecht gefälschten niederländischen Fahrerlaubnis täuschen wollte. Oder wenn die graue Eminenz des Fußballs schlechthin sich als spielkranker Steuerhinterzieher erwies und verurteilt wurde. Und dem hat nun ein früherer Bayernspieler die Krone aufgesetzt, der zunächst und übergangsweise von Mönchengladbach nach Leipzig gewechselt hatte, um dann von da aus bei seinem Traumverein Bayern München als Sportdirektor anzuheuern. Sicher alles nachvollziehbar und nicht unehrenhaft – hätte er nicht versucht, die Flucht von der Borussia in einem drittklassigen Schauspiel als Burnout darzustellen.
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