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Kriegswaffen-Lobbyistinnen treffen sich im Europa-Lager Die eine ist (leider) immer noch im Europäischen Parlament, die andere hat (leider) gute Chancen, nach der nächsten Europawahl ihren Geburtsort, das Dorf am Rhein mit „D“ zu verlassen und nach Brüssel zu ziehen. Beide eint, dass sie sich vehement als Fürsprecher für Kriegswaffen erklären. Und das in einem Alter, in dem andere Großmütter sich spätestens aus dem Berufsleben zurückziehen. Dr. med. Ursula Gertrud von der Leyen ist von Oktober 1958, während Dr. phil. Marie-Agnes Strack-Zimmermann im März desselben Jahres geboren wurde. Aber beide drängt es offensichtlich noch nicht aufs Altenteil, sondern beide halten sich augenscheinlich für unentbehrlich. Dass ihre Parteien (bei der ehemaligen Ärztin ist das die CDU, bei der früheren Verlagsrepräsentantin die FDP) sie gerne ziehen lassen, muss nicht damit zu tun haben, dass sie derart hoch angesehen sind. Möglicherweise ist Brüssel etwas, wonach die Politik für die Atomindustrie noch immer nicht fündig geworden ist, für den eigenen Stand aber durchaus einen Platz gefunden hat: Europa, im übertragenen Sinne zuerst das Abklingbecken für zwar abgebrannte, aber immer noch zu stark strahlende Brennelemente und danach als Endlager für die nächsten Jahrhunderttausende. Dass M-A S-Z eine besonders enge Verbindung zur Waffenindustrie zugeschrieben wird, ist nicht neu, auch wenn sie das immer wieder als Unterstellung zurückweist. Schließlich ist ihr Heimatort, in dem sie sogar den Posten der Stellvertreterin des Oberbürgermeisters einnahm, aber selbst bei der Oberbürgermeisterwahl mit nur 12,52 % deutlich abgeschlagen war, nicht nur die Landeshauptdorf Nordrhein-Westfalens, sondern auch Sitz des börsennotierten Rüstungskonzerns Rheinmetall. Der erwirtschaftet weltweit mit über 25.000 Mitarbeitern fast 6,5 Milliarden und erfreut sich – vor allem dank der aktuellen kriegerischen Aktivitäten weltweit – an der Börse zunehmender Beliebtheit. Der jüngste Coup der FDP-Dame mit der stahlgrauen Sturmhaubenfrisur: Sie stichelt höchst undamenhaft gegen die andere Kriegswaffenlobbyistin, die schon länger erklärt hatte, eine zweite Amtsperiode in Brüssel anzustreben. VdL sei zu wenig entschlossen in der Durchsetzung der Forderungen nach mehr Sicherheit. Und bringt sich dann sogar selbst ins Spiel, indem sie anmerkt, vdL würde ja gar nicht für das Europaparlament kandidieren, (A-M S-Z macht das als Spitzenkandidat der deutschen Liberalen). Den Satz relativiert sie dann aber zugleich wieder mit der Feststellung: „Aber man darf natürlich auch von der Seite auf die Tribüne springen.“ Das hat sich inzwischen überholt: Obwohl kein Gegenkandidat zur Wahl stand, bekam die siebenfache Mutter aus Hannover (gebürtig aus Brüssel) lediglich 400 von 489 Stimmen und wurde damit zur Spitzenkandidatin der konservativen EVP gewählt. Damit hat sie gute Chancen, weiterhin als Chefin von 32.000 Mitarbeitern als EU-Repräsentantin fungieren zu können. Das Magazin „Forbes“ kürte sie erst kürzlich zur „mächtigsten Frau der Welt“. Derweil hetzt die andere als Katholikin gegen den Papst.
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