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Es gibt viele Beispiele für schwäbische Sparsamkeit Eine besonders üble Verleumdung für Schwaben ist die Behauptung, bei ihnen würde es sich um wegen übertriebenen Geizes aus ihrem Land ausgewiesene Schotten handeln. Als Beweis werden unterschiedliche Anekdoten angeführt. In schwäbischen Haushalten sei es der Brauch – so heißt es beispielsweise -, dass dann, wenn Besuch erwartet wird, von Knabbergebäck wie Salzstangen und Brezn das Salz abgerubbelt würde. Das solle verhindern, dass die Gäste zu durstig werden und entsprechend mehr trinken könnten. Ein Bayer und ein Schwabe sitzen an einem Tisch im Biergarten. Während der Bajuware eine frisch gezapfte Maß vor sich hat, drückt sich die schwäbische Bescheidenheit schon durch die Gefäßgröße aus: Der westliche Nachbar des Bayern begnügt sich mit deutlich weniger Flüssigkeit – er genießt ein "Achtele". Nun ergibt es sich, dass in das Literglas mit dem Bier eine Mücke plumpst. Der Bayer angelt das Tierchen mit seinem groben Mittelfinger heraus, schnippt es weg und setzt den Krug zum Trinken an. Wenige Augenblicke später schwimmt auch in dem Weinglas des Schwaben eine Mücke. Der angelt sie vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger aus der Flüssigkeit, hält sie über dem Glas fest und befiehlt: "Spuck's aus!" Beide Geschichten müssen – im Gegensatz zur folgenden – nicht so passiert sein, wären aber dann ausgezeichnet charakterisierend erfunden. Dagegen ist verbürgt, was ein Besucher der Königlichen Kristall-Therme am Kurpark in Schwangau von drei Paaren berichtet: An der Kasse stand ein jüngeres Paar, das von der freundlichen Bedienung über eine Besonderheit aufgeklärt wurde: "Erschrecken Sie nicht, wenn nach Einbruch der Dunkelheit das Licht erlöscht. Unsere Mitarbeiter entzünden überall so viele Kerzen, dass es nicht ganz dunkel wird. Dadurch bieten die beleuchteten Königsschlösser einen fantastischen Anblick." – "Na, dett is ja dolle," freut sich die junge Frau und outet sich durch die Sprache als Preußin, während der Mann die nötigen Geldscheine für den Eintritt über den Tresen schiebt. Als nächstes ist ein älteres Paar in der Landestracht an der Reihe. Die Bedienung hält wieder ihren kleinen Vortrag, die Dirndl-Trägerin scheint gar nicht hinzuhören, sondern kramt das Geld aus ihrer großen Umhängetasche und bezahlt. Der Mann im Outfit eines einheimischen Großbauern lässt nur ein aus tiefer Kehle gebrummtes "Jou" hören. Dass es sich bei dem dann folgenden Paar im mittleren Alter um Schwaben handelt, ist nicht auf Anhieb zu erkennen. Während die Frau sich schon einmal neugierig umsieht, hängen die Augen des Mannes gespannt an den Lippen der Bedienung. Die preist wieder als Sonderleistung die romantische Sicht auf die Königsschlösser an. Da gibt sich der Schwabe mit einem einzigen Satz als solcher zu erkennen: "Koscht des extra?"
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