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Es gibt unangenehme Umstellungen und andere Möglicherweise ist der Satz gar nicht so falsch, dass Menschen mit zunehmendem Alter Veränderungen immer weniger mögen. Auch wenn sich das vielleicht nicht verallgemeinern lässt: Bei mir scheint das jedenfalls zuzutreffen. Früher haben mich die endlosen Diskussionen über die Zeitumstellungen in Frühjahr und Herbst mehr genervt als die Tatsache selbst, zweimal im Jahr die Uhr umstellen zu müssen. Die Umstellung selbst, einmal eine Stunde der Nachtruhe abgeben zu müssen und einmal eine Stunde „geschenkt“ zu bekommen, hat mich kaum berührt – auch wenn es nicht unbedingt angenehm war, am Umstellungstag im Frühjahr auf eine Stunde Schlaf verzichten zu müssen. Inzwischen rege ich mich sowohl über das nicht enden wollende Gerede über die Umstellungen auf als auch über die Untätigkeit der Politiker in der Sache. Aber eben auch über die Umstellung selbst. Vielleicht habe ich damals während des Arbeitslebens die Umstellung des Tageslichts und der Natur allgemein nicht so mitbekommen. Aber jetzt nervt es mich schon deutlich, dass man von heute auf morgen vom Frühstückstisch in einen noch nachtdunklen Garten blickt – und am nächsten Tag fast schon die Sonne scheint, wenn sie sich denn nicht hinter Wolken versteckt. Aber es gibt eine andere Umstellung im Herbst, auf die ich mich unbändig freue: Ungefähr zu der Zeit der Uhrumstellung werden bei uns traditionell die Bettdecken gewechselt: von der leichten Sommerdecke endlich wieder zum schweren Federbett, das mir gar nicht schwer genug sein kann. Omma (mit dem rheinischen Doppel-m), wie in unserer Gegend die Großmutter heißt, nannte das Teil Plümmo (auch mit zwei „m“) und wusste: Das kommt aus dem Französischen. Wikipedia weiß es genauer. Demnach stammt Plumeau von dem französischen Wort plume (Feder) und ist eine alte Bezeichnung für ein halblanges dickeres Federbett. Das sollte die als stickig und ungesund geltenden Federbetten ersetzen und von den Knien bis zu den Füßen wärmen. Wobei statt Federn eher Daunen gefüllt werden, weil es sich dabei um weichere Federn mit kurzem Kiel handelt. Wer mehr darüber wissen will, der kann im Alleswisser Wikipedia nachlesen und sich von einem Fachbegriff zum nächsten klicken. Spätestens dann, wenn man erfährt, dass diese Federn (wie auch Haare, Fingernägel, Krallen, Hufe und Hörner) aus Keranin bestehen, deren Faserstruktur die Festigkeit verstärkt, wird der Wissensdrang der meisten enden. Dabei geht es noch viel detaillierter weiter: „Die einzelnen Aminosäureketten bilden eine rechtsgängige α-Helix. Zwei dieser Helices lagern sich zu einer linksgängigen Superhelix und zwei dieser Superhelices beim α- Keratin zu einer Protofibrille zusammen.“ So genau will es kaum jemand wissen. Mir reicht das Gefühl, von dem schweren Federbett bedeckt zu sein. Herrlich. Und mit einer gewissen Wehmut denke ich an die Federbetten in der Pension, unter denen wir viele Jahre im Winterurlaub begraben waren. Die waren nicht nur doppelt so dick wie die zu Hause, sondern auch glatt doppelt so schwer.
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