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Die ungeschlechtliche Vermehrung der Sesselpupser Die geschlechtliche Vermehrung passiert bei allen Lebewesen gleich – sogar bei Nonnen und Patres, wie ein Ordensmann bei einer Besichtigung des Kloster Ettals schmunzelnd und zweideutig berichtete: durch Zell-Teilung. Der öffentliche Dienst vermehrt sich ungeschlechtlich: seit 2012 um stolze 16 Prozent auf 6,7 Millionen Beschäftigte, wie die Rheinische Post aus einer noch unveröffentlichten Studie berichtete. Was im Volksmund Wasserkopf heißt, nannte Oskar Lafontaine prägnant Sesselpupser. Gleichwohl beklagen vor allem Gewerkschaften und Politiker besonders in Schulen, Kitas und in der Pflege, aber auch bei der Polizei sowie in der Steuer- und Bauverwaltung eklatanten Personalmangel. Dem ist ganz sicher zuzustimmen. Aber wie sorglos auf der anderen Seite höchst zweifelhafte Personalpolitik betrieben wird, zeigt das folgende aktuelle Beispiel: In Deutschland gibt es 16 Nationalparks, also Schutzgebiete, die ökologisch besonders wertvoll sind und vor menschlichen Eingriffen möglichst geschützt werden sollen. Als erster wurde der Nationalpark Bayerischer Wald im Oktober 1970 eröffnet, im August 1978 folgte der Nationalpark Berchtesgaden. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gibt es nur einen einzigen Nationalpark (in Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel drei und in Bayern zwei), nämlich den Nationalpark Eifel mit knapp 11.000 Hektar. Für den soll nach Plänen der Politik eine eigene Behörde installiert werden, nachdem es 20 Jahre ohne ging. Da bisher wirtschaftliche Interessen einen zweiten Nationalpark verhindert haben und ein Umdenken nicht in Sicht ist, würde die vorgesehene Behörde lediglich den einen Park zu verwalten haben. Nach der Landtagswahl 2022 wurden die Ministerien neu geordnet: Waren vorher die Bereiche Umwelt und Landwirtschaft samt Forstverwaltung in einem Ministerium gebündelt, ist jetzt eine Aufteilung erfolgt zwischen Land- und Forstwirtschaft (Silke Gorißen, CDU) und Umweltministerium (Oliver Krischer, Bündnis 90/Grüne). Der Naturschutzbund (Nabu) hält die Trennung der Ressorts grundsätzlich für kontraproduktiv. Ebenfalls misstrauisch blickt der Bund der Steuerzahler auf das Vorhaben einer eigenen Behörde. Vorgesehen sind sechs neue Planstellen im Landesdienst: für die Behördenleitung (mit einem B2-Grundgehalt von rund 8.500 Euro), für eine Vorzimmerbesetzung, für Presse sowie die Bereiche Haushalt und Personal. 2024 sollen noch 100.000 Euro für Sachmittel dazukommen. Überlegungen, das Siebengebirge als Nationalpark auszuweiten, scheiterten am Widerstand der Bevölkerung, ein vorgesehener Nationalpark Senne-Egge lässt sich nicht verwirklichen, weil ein Großteil des Gebietes von britischem Militär genutzt wird, einen Nationalpark Teutoburger Wald verhinderten örtliche Gegner. Spätestens dann, wenn doch noch ein zusätzlicher Nationalpark installiert wird, lässt sich die jetzt angedachte Behörde sicher problemlos auf ein Ministerium aufblähen – mit einer großen Zahl zusätzlicher Versorgungsplätze für Sesselpupser.
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