Die nimmersatte Datenkrake Schufa mit neuer Taktik
Getreu dem Satz vom neuen Besen, der gut kehrt, hat die nimmersatte Datenkrake Schufa seit
dem Amtsantritt der Vorstandsvorsitzenden Tanja Birkholz vor drei Jahren ihre Taktik geändert,
an zusätzliches „Material“ zu gelangen.
Angefangen hat alles 1927: Weil die Berliner Elektrizitätswerke als zweites Standbein die
(regelmäßig zahlenden) Stromkunden mit Elektrogeräten versorgten, fielen quasi automatisch Daten
über das Zahlungsverhalten an. Das brachte Mitarbeiter auf die Idee, eine "Schutzgemeinschaft
für Absatzfinanzierung" zu gründen. Aus dem Modell entwickelten sich 13 regionale Schufa-
Gesellschaften in ganz Deutschland, die 1952 in die Bundes-Schufa e. V. mündeten. Diese
wiederum wurde im Jahr 2000 in die Schufa Holding AG umgewandelt und ist mehrheitlich im
Besitz von Banken. Seitdem wurde das Geschäftsfeld kontinuierlich ausgedehnt: Es werden
kostenpflichtige Informationen zu einzelnen Personen, aber auch Bonitätsauskünfte über
Unternehmen ebenso angeboten wie diverse andere Leistungen.
Nach dem vom Berliner Verbraucherschutzverein angestrengten Verfahren urteilte der
Bundesgerichtshof 1985, dass Kundendaten nur dann an die Schufa übermittelt werden dürfen,
wenn die Kunden einverstanden sind. Kein Problem für die Banken: Bei einer Kontoeröffnung oder
einem Kreditvertrag ist so gut wie ausnahmslos der verpflichtende Passus enthalten, durch die
Unterschrift die Erlaubnis zu erteilen, die Daten an die Schufa weiterzuleiten.
Daneben sammelt die Schufa Angaben aus öffentlichen Verzeichnissen wie amtlichen
Bekanntmachungen, Schuldnerverzeichnissen der Amtsgerichte, eidesstattlichen Versicherungen bei
Zwangsvollstreckungen und Pfändungsschutzkonten.
Auskünfte aus der Auswertung der Daten müssen die Kunden honorieren. Und obwohl jede Person
Anspruch auf eine kostenlose Datenübersicht pro Jahr hat, ist auch das als eine Einnahmequelle
generiert: Kostenpflichtig lässt sich permanent Einsicht in die gespeicherten Daten online nehmen.
Dafür gibt es verschiedene Abo-Modelle. Trotz des Umsatzes von mehr als 212 Millionen Euro mit
rund 900 Mitarbeitern im vergangenen Jahr ist die Schufa ständig bestrebt, ihre Tätigkeit noch
deutlich auszuweiten.
Dazu sollte der Plan dienen, vorhandene Daten abzugleichen mit aktuellen Kontozahlen. Wenn dabei
festgestellt würde, dass zum Beispiel der Wagen schon älter ist und das Girokonto ein dickes Plus
aufweist, dann lässt sich die Adresse den Herstellern passender Autos leicht verkaufen. Ähnlich
dürften andere Kombinationen wirken: gesicherte Position, längerer Aufenthalt am selben Ort,
relativ hohe Mietzahlungen, ordentlicher Kontostand – nach den Adressen lecken sich
Immobilienmakler die Finger.
Weil sich ein Anspruch der Schufa auf direkte Einblicke in die Konten kaum durchsetzen lassen
würde, soll jetzt ein anderer Trick helfen: Wie der Spiegel berichtet, würden freiwillige Angaben
durch Pluspunkte bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit belohnt.
Es steht zu befürchten, dass nicht wenige sich dadurch noch „durchsichtiger“ machen.