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Die Polizei im Internet dümpelt unter Hauptschul-Niveau Es gibt Behörden oder staatliche Einrichtungen, bei denen man gar keine besondere Leistung erwartet: Denken wir nur an das sprichwörtliche Schneckentempo bei der Post oder die Fahrplanuntreue der Deutschen Bahn Bei der zählen Verspätungen noch als pünktlich, die Verantwortliche der japanischen Bahn über Seppuku nachdenken lassen würden. Mit dieser auch Harakiri genannten Selbsttötung mittels Messer und Stich in den Bauch haben früher Männer versucht, die Ehre der Familie wieder herzustellen, wenn sie wegen einer Pflichtverletzung ihr Gesicht verloren hatten. Die Polizei wird in diesem Zusammenhang eher selten genannt. Dabei gibt es ein Gebiet, auf dem sie selbst von den meisten mittelmäßigen Hauptschülern glatt deklassiert würde: das Internet und alle damit verbundenen Techniken. Auch wenn die vollmundigen Namen wie Internetwache, Onlinewache, Elektronisches Polizeirevier oder eRevier einen anderen Eindruck zu vermitteln versuchen: Dahinter stecken Bürokraten, die man sich automatisch in Ärmelschonern vorstellt. Wer beispielsweise glaubt, dass gerade dann, wenn etwas im Internet zu ahnden ist und die Verfolgung besonders schnell gehen soll, dieses Medium für eine Anzeige die erste Wahl sein sollte, der unterliegt einem furchtbaren Irrtum. Wir haben gleich mehrfach die Probe aufs Exempel gemacht. Unterschiedliche Mails, die in unschöner Regelmäßigkeit das Mailfach bevölkern (zum Beispiel angeblich von der Postbank oder auch der Volksbank), waren absolut eindeutig als Betrugsversuche zu identifizieren. In mehreren Fällen sollten „zur Validierung“ Links angeklickt werden. Ein Grund, Anzeige zu erstatten. Natürlich ohne Medienbruch, also elektronisch. Antwortmail der Polizei, man möge die Betrugsmail zur Verfügung stellen. Die als Mailanhang weitergeleitet. Vom Polizei-Server zurückgewiesen. Reklamiert. Eine andere Adresse, an die ich die Mail schicken sollte. Annahme ebenfalls verweigert. Telefonische Reklamation. Ob ich den Link vorlesen könne. Ja, aber das sind mindestens 200 Buchstaben und Ziffern in wilder Reihenfolge. Können Sie die abschreiben, oder können Sie die Mail ausdrucken und mir dann zufaxen? Ich faxe schon seit vielen Jahren nicht mehr. Dann gebe ich Ihnen die Mailadresse eines Kollegen in der Nachbarstadt, der kennt sich mit der modernen Technik aus. Einverstanden, das ist sicher einen Versuch wert. Mail verschickt – und Sekunden später ist die Ablehnung da. Klar, ist derselbe Server. Nein, beharrt mein ahnungsloses Gegenüber: Bei uns hat jeder einen eigenen Computer. (Da kann man sich das Lachen nur mühsam verkneifen.) Einmal habe ich eine Anzeige „Old School“ auf der Wache erstattet. Nach zwei Monaten ganz vorsichtig angefragt, was meine Anzeige mache. Die sei an die Staatsanwaltschaft geleitet worden. Einen weiteren Monat später die Antwort von da: Das Verfahren sei eingestellt, weil sich die Spur der Inhaber der Internetseite „in Spanien verliere“. Wen wundert das, wenn Täter derart gemächlich verfolgt werden.
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