Die Jäger nennen solche Taktiken Ablenkungsfütterung
Der Trick hat funktioniert – wie fast alles klappt, womit man die dummen Wähler ablenkt von
tatsächlich wichtigem Geschehen. Das soll nicht heißen, dass es sich bei der Ablenkung, nämlich den
Summen für Fotografen und Stylisten, um unbedeutende Peanuts handelt. Alleine dem CSU-MP
Markus Söder aus Bayern waren optimale Bilder von sich und seinem Tun im vergangenen Jahr knapp
180.000 Euro wert. Da hinkt CDU-Fürst Hendrik Wüst in NRW mit 173.00 Euro nur knapp dahinter.
Aber was sind das für Zahlen im Vergleich zu den 243 Millionen, die der bisher mit großem Abstand
schlechteste Bundesverkehrsminister aller Zeiten durch Dummheit und Beratungsresistenz in den
Sand gesetzt hat. Das „bisher“ steht übrigens da, um dem aktuellen Besetzer des Stuhls nicht die
Hoffnung zu nehmen, noch an die Spitze der Negativliste klettern zu können.
Landauf, landab fielen sämtliche Medien über den Scheuer Andi her, als bekannt wurde, dass der
Staat – also wir alle – zahlen müssen, für das, was er in seiner grenzenlosen Überheblichkeit
verspielt hat. Zuerst versuchten einige, die Wut der Wähler dadurch einzudämmen, dass sie
suggerierten, den Schaden vom Verursacher zurückzufordern. Allerdings wurde bald klar, dass die
geltenden Gesetze erstens für Minister keine Haftung vorsehen. Und dass man zweitens einem
nackten Mann nicht in die Tasche greifen kann - vulgo: Wie sollte Andi 243 Millionen aufbringen?
Also musste ein anderer Trick her. Da traf es sich, dass findige Taktiker auf die Idee mit der
Ablenkungsfütterung kamen. Ob die Trüffelschweine aus einer den bayerischen Christsozialen
wohlgesonnenen Recherche-Redaktion stammen oder ob sie in den Beraterkreisen des Millionen-
Verschwenders mit dem inzwischen abgelegten Dr.-Titel aus Prag zu suchen sind, ist derzeit (noch)
nicht bekannt. Der Titel der Scheuer-Arbeit für den kleinen Doktorgrad der Philosophie passt
übrigens zu diesem Thema: „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“.
Wie nicht anders zu erwarten war: Die Sucher nach einer Ablenkungsfütterung wurden fündig, indem
sie auf die Kosten verweisen, die so überflüssig wie ein Kropf sind und sich in Größenordnungen
abspielen, die dem gemeinen Wähler mehr sagen als völlig aus seinem Blickfeld ragende
Millionensummen. Unglaubliche Zahlungen für Fotos sind genau richtig als Aufreger. Ebenso wie ein
Stundensatz von 370 Euro für eine Kommunikationsagentur, die Manuela Schwesig (SPD) argumentativ
half.
Und damit die Verschwendung auch gerecht auf die Parteien verteilt wird, müssen noch über 100
Fotos erwähnt werden, die der hessische Ministerpräsident vom Treffen mit heimischen Karnevalisten
zum Download ins Internet stellen ließ. Dass Boris Rhein (CDU) sich neben dem eigentlichen
Regierungssprecher und dessen Stellvertreter zudem zwölf fest angestellte Fachkräfte auf
Staatskosten leistet, die ihn ins rechte Licht der Öffentlichkeit rücken sollen, macht die Sache
rund.
Damit auch die Grünen ihr Fett wegbekamen, gruben dienstbare Geister aus, dass Außenministerin
Baerbock im Jahr 137.000 Euro für Make-up und Frisur ausgibt, während Finanzminister Lindner
(FDP) mit 650 Euro fürs Schminken auskommt. Böse Stimmen sagen, sogar die geringe Summe sei
weggeworfenes Geld.
Und schon ist das 243-Millionen-Debakel des Scheuer Andi fast vergessen.