Da hängen so viele Plakate – kommt ein Zirkus?
Die sicher nicht ganz ernst gemeinte Frage, die sich in diesen Tagen wie immer vor Wahlen viele
stellen, lässt anklingen, wie albern die Geldverschwendung ist. Umfragen haben eindeutig ergeben,
dass sich das Wahlvieh mit derlei „Futter“ nicht einfangen lässt. Aber wenn auch nur eine Partei auf
diese Weise vorprescht und das Geld zum Fenster rauswirft, „müssen“ die anderen nachziehen.
Dem wollte Jarmen Einhalt gebieten. Das ist ein Kaff mit knapp 3.000 Einwohnern in Mecklenburg-
Vorpommern. Der Beschluss: Es sollte nur noch an bestimmten Orten für die Bundestagswahl
geworden werden. AfD, BSW und FDP halten sich nicht an die Regelung.
Nicht viel besser agierte die CSU. Erst hatte sie zunächst abgestritten, mit dem Verschwinden
einiger Plakate von „Die Partei“ etwas zu tun zu haben, musste dann aber zugeben, dass ein
Mitarbeiter der Landesleitung „auf eigene Initiative“ zwei Plakate habe entfernen lassen, die
Friedrich Merz verunglimpften.
In Berlin wurden bereits 50 Straftaten im Zusammenhang mit der Februar-Wahl registriert. Dabei
handelte es sich nicht nur um Sachbeschädigungen, sondern auch um Angriffe gegen Wahlhelfer.
Im Landkreis Uecker-Randorf nutzte eine rechtsradikale Partei Plakate mit der Aufschrift „Polen-
Invasion stoppen!“. Das Bundesverwaltungsgericht wertete das als einen Angriff auf die
Menschenwürde, die Plakate mussten abgehängt werden.
Anders gestrickt war das Verwaltungsgericht Kassel bei einer Klage gegen eine rechtsradikale Partei
in Bad Hersfeld. Deren Slogan „Geld für Oma statt für Sinti und Roma“ sei als freie
Meinungsäußerung nicht zu beanstanden.
Ob es wohl auch freie Meinungsäußerung wäre, wenn man ein solches Urteil für bekloppt halten
würde?
Deutlich vernünftiger gehen die Verantwortlichen in der nordrhein-westfälischen Gemeinde
Schwalmtal mit der Plakat-Problematik um. Da hatte sich der Ältestenrat schon vor 20 Jahren
darauf verständigt, die besonders aufwändige und die Landschaft extrem verschandelnde
Plakatierung an Bäumen und Laternenmasten zu unterlassen. Stattdessen wurden von der Verwaltung
am mehreren Stellen Plakatwände aufgestellt, auf denen die Parteien ihre Werbung anbringen
konnten. Das hatte hervorragend funktioniert – bis jetzt vor der Bundestagswahl die AfD wieder
„wild“ plakatierte.
Wo bei den Rechtsradikalen zum Beispiel auf der Vorderseite „AfD jetzt“ und auf der Rückseite
„Wir sind Eure Stimme steht“ wollen die anderen Parteien nachdenklich machende Anhänge
plakatieren. Unter „AfD jetzt“ würde dann stehen „Und morgen was?“ oder einfach „Nö“. Unter
Plakaten mit dem Kandidaten Gottschalk könnte stehen: „Wetten, dass der nicht von hier ist?“ oder
auch: „Wetten, dass Rechtsradikale nicht in den Bundestag gehören?“
Und schließlich in den Farbstreifen „Schwarz, Rot, Gelb, Grün“ der vier Parteien die Aussagen, für
die sie alle stehen: Nie – wieder – ist – jetzt