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Bürokratische Sesselpupser werden immer bekloppter Das Dorf mit „S“ zeichnet sich durch einen der schönsten Marktplätze am Niederrhein aus. Die Fläche zwischen der mit berechtigtem Stolz „Dom“ genannten Pfarrkirche und dem Rathaus verfügt über wunderbare Außengastronomie. Mehrere Restaurants mit Freiluftplätzen und ein großer Biergarten freuen sich über Besucher. Ebenso ein besonders auffällig gestaltetes Eiscafé: Sonnenschirme in allen Regenbogenfarben vor Strandkörben in großer Runde – und an kleinen Tischen rund 40 Sitzplätze auf farbenfrohen Stühlen aus verschiedenen Materialien: Solchen aus Metallrahmen mit Plastikbändern bespannt, anderen aus Holz, die gestrichen sind in Blau, Gelb, Grün, Rot, Schwarz oder Weiß – und ganz neu: einige einfache ehemalige Kneipenstühle, die in ihrer braunen Farbe belassen wurden. Aufgelockert wird die gesamte Fläche durch viele Pflanzen in den verschiedensten Gefäßen, in Eimern, Töpfen und Vasen. Die gesamte Marktecke ein typischer Ort südländischer Lebensfreude. Da kann man sich über den Betreiber nur freuen und muss ausnahmsweise die Gemeindeverwaltung loben, die sich – jedenfalls in dem Punkt - wohltuend von der in der Nachbarschaft unterscheidet. Aus der meldet nämlich die Lokalzeitung, dass sich die Bürokraten der Kreisstadt mit “V” Gedanken darüber gemacht haben, die Außengastronomie zu normieren. Herausgekommen sind mehrere „Leitfäden“, Organisiert und verantwortet hat die Aktion eine „technische Beigeordnete“ der Kreisstadt. Die gehört laut Google zu einer Berufsgruppe, die im Bundesdurchschnitt jährlich mir mehr als 120.000 Euro besoldet wird. Die Stadtteile sind vollendet bürokratisch in drei verschiedene Geltungsbereiche aufgeteilt: für „A“ - die Fußgängerzone – sind „qualitativ hochwertige Möblierungselemente“ empfohlen, für „B“ als Randbereiche der Innenstadt nur noch „qualitativ angemessene“.  Lediglich im restlichen Bereich „C“ genießt die Außengastronomie „weitgehende Gestaltungsfreiheit“. Bei der Kreisstadt werden seit Jahr und Tag zu lange Bearbeitungszeiten beklagt. Weil die mit „Personalmangel“ begründet werden, muss die Frage erlaubt sein, ob die Verwaltung optimal organisiert ist, ob für derartigen Blödsinn wie die Beschäftigung mit den Farben der Bestuhlung in der Außengastronomie hochdotierte Fachkräfte gebunden werden müssen, die dafür sorgen, dass auf der stadteigenen Internetseite nicht weniger als zehn Dateien zum Thema Außengastronomie zum Downloaden angeboten werden. Vor dem Hintergrund ist die Überschrift dieses Textes sicher weder übertrieben noch unangemessen. Die Aktion zeigt wieder einmal, dass von einer vielfach versprochenen Entbürokratisierung nicht die Rede sein kann. Im Gegenteil: Der Bürokratenkrake wachsen immer mehr Arme. Eine Verwaltung, die ihr Service-Center unterirdisch schlecht organisiert, sollte andere Schwerpunkte setzen, als bei den Möbeln in der Außengastronomie mitreden zu wollen.
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