franzleomai.de Glossen - Infos - Kommentare
Bares-für-Rares-Star Horst Lichter mit Doktor-Titel Der Träger des markanten Schnauzers moderiert schon seit zehn Jahren die inzwischen erfolgreichste Sendung im Nachmittagsprogramm des ZDF. Rund 3 Millionen Menschen sehen tagtäglich in „Bares-für Rares“, wenn Kuriositäten, Raritäten und Antiquitäten zunächst fachlich beurteilt und ihr Wert eingeschätzt und anschließend von einer fünfköpfigen und wechselnd besetzten Händlergruppe gekauft werden. Der gelernte Koch Wilhelm Horst Lichter hatte zunächst Koch gelernt, später auf einem Schrottplatz gearbeitet und dann ein Restaurant geführt, das sich im Laufe der Zeit wegen seiner Sammelleidenschaft zu einer Oldiethek wandelte. Dadurch wurde der WDR auf ihn aufmerksam, und er stand das erste Mal vor einer Kamera. Später wirkte er im ZDF in der Sendung „Lafer! Lichter! Lecker!“ mit dem österreichischen Starkoch Johann Lafer und verschiedenen Prominenten und Gästen als Partner. Der ansonsten als leidenschaftlicher Motorradfahrer und Oldtimersammler bekannte Rheinländer wurde schon reichlich mit Preisen bedacht. Mit durchaus ehrenhaften, aber darunter auch die „Saure Gurke“. Da handelt es sich um einen Medienpreis für einen besonders frauenfeindlichen Fernsehbeitrag. Den erhielt er, weil er in einer Sendung die anwesenden Frauen als „nougatgefüllte Marzipanpralinen auf zwei Beinen“ bezeichnet hatte. Die neueste Auszeichnung bekam Lichter jetzt im niederrheinischen Viersen: Da wurde ihm vom Rektor Magnifikus der Dülkener Narrenakademie in einer Feierstunde die Doktorwürde verliehen, samt Urkunde und Doktor-Hut aus schwarzem Samt. Die Narrengesellschaft existiert angeblich seit 1554 (hat aber 1754 den hundertsten Gründungstag gefeiert) und heißt mit vollem Namen „Die Narrenakademie. Die erleuchtete Monduniversität. Die berittene Akademie der Künste und Wissenschaften zu Dülken“. Die Akademie tagt im „Weisheitssaal“ der Narrenmühle, um die der Senat als einer der festlichen Höhepunkte auf hölzernen Steckenpferden reitet. Diese Spaßvogel-Versammlung hat mit Horst Lichter nicht den ersten Prominenten promoviert. Seine Vorgänger waren unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Berti Vogts, Erich Kästner, Udo Jürgens, Salvador Dali, Konrad Beikircher, Paul Henckels, Hanns Dieter Hüsch, Konrad Adenauer, Jürgen Rüttgers und Neil Armstrong. Die alle dürfen unabhängig davon, ob ihnen ein herkömmlich erworbener Doktor-Titel gebührt, ihren Namen das so begehrte Kürzel „Dr.“ voranstellen. Allerdings muss korrekterweise ein „humoris causa“ angefügt werden. Die besonders schlitzohrigen unter den Spaßvögeln kommen vielleicht auf die Idee, das abzukürzen mit „h. c.“. Das ist leicht zu verwechseln mit dem offiziell verliehenen „Dr. h. c.“. Das steht nicht für „humoris causa“, sondern für „honoris causa“ – also ehrenhalber verliehen) und gibt deutlich mehr her als der Dülkener Spaß-Titel. Trotzdem Dr. h. c. Horst Lichter sieht schon beeindruckend aus.
franzleomai.de Glossen - Infos - Kommentare Inhalt