1- und 2-Cent-Münzen sind überflüssiger als ein Kropf
Das sind Augenblicke, in denen man den Einkaufswagen am liebsten in eine Ecke schieben und den Laden
fluchtartig verlassen möchte: Jemand vorne in der Schlange an der Kasse muss 13,99 bezahlen, klaubt
umständlich Münze um Münze aus der Geldbörse, kommt bis 13,97, grabscht erst in der einen,
Hosentasche nach dem fehlenden Cent, dann in der anderen, findet den nicht und reicht der schon die
Augen verdrehenden Kassiererin endlich einen 100-Euro-Schein zur Begleichung der Rechnung.
Schuld an dem zeitraubenden Spiel haben einerseits Nervensägen, denen es nichts ausmacht, wenn sie
den Betrieb aufhalten, aber andererseits auch Zahlungspraktiken, die in anderen Teilen der Welt längst
der Vergangenheit angehören. Vielfach wird eh mit Karte bezahlt – oder die Preise in der
Rechnungssumme werden ab- (von 1 bis 4) beziehungsweise aufgerundet (von 6 bis 9 Cent).
Ein Grund dafür: Kupfer-Münzen sind teuer in der Herstellung. Eine 1-Cent-Münze kostet 1,65 Cent,
eine 2-Cent-Münze sogar 2,07 Cent. Europaweit sind bisher mehr als 46 Milliarden 1- und 2-Cent-
Münzen ausgegeben worden. Das hat mehr als eineinhalb Milliarden Euro gekostet. Viel Geld für völlig
unnützes Geklimper in der Hosentasche. Wenn bei unveränderten Preisen die Endsumme eines Einkaufs
auf- oder abgerundet würde, könnte man auf die Mini-Münzen völlig verzichten, ohne dass Käufer oder
Verkäufer einen Nutzen oder einen Schaden hätten.
Von so viel Vernunft ist Deutschland noch weit entfernt. Da ist oft die Befürchtung zu hören, nur weil
es 1- und 2-Cent-Münzen geben würde, wären auch Preise auf -,99 Cent denkbar. Ein Argument, das
die Benzinpreise jederzeit widerlegen: Die werden schon seit Jahrzehnten in Zehntel (früher Pfennigen,
jetzt) Cent angegeben, ohne dass es eine entsprechende Münze je gegeben hätte. Auch da wird nicht
der Literpreis auf- oder abgerundet, sondern den Endpreis. Also kann auch bei anderen Waren die
Summe aller Einzelpreise gerundet werden. Trotzdem sprechen sich sowohl das Finanz- als auch das
Wirtschaftsministerium „aus verschiedenen Gründen“ für eine Beibehaltung der teuren Mini-Münzen aus.
Allerdings: Aus einem Grund bin ich auch für die Beibehaltung zumindest des 2-Cent-Stückes. Bei
unserer wöchentlichen Skatrunde wird um einen halben Cent gespielt. Das heißt, dass nach jedem Spiel
10, 15, 20, 25 Cent und so weiter über den Tisch geschoben werden, wo jeder sein Häufchen Hartgeld
in passenden Münzen vor sich liegen hat. Auf den Heidenspaß, jemandem da ein 2-Cent-Stück
unterzujubeln, möchte ich nur ungern verzichten. Der ist größer als der bei einem Grand Hand.